Altes Freibad Holsen - Muhr´n upm Brinkhoff

Objekt Nr.: 
4005-H
Ortsteil: 

Die „Muhr´n upm Brinkhoff“ ist neben der heimatgeschichtlich bedeutenden Husenmühle eine der ältesten Wassermühlen, die heute noch im Kreis Minden-Lübbecke stehen.

Sie war als eine der ersten Mühlen mit einem Franzosenstein ausgestattet. Die Besonderheit dieses Steines lag darin, dass durch seine Härte auch Weizen zu wertvollem Weizenmehl gemahlen werden konnte.

Die Mühle ist das erste Mal im Zusammenhang mit dem Brinkhoff im Kirchenspiel Schnathorst um 1453 urkundlich erwähnt worden.

Der Mühlteich diente zur Zeit des Mahlbetriebes als Staubecken für den abgehenden Mühlbach, der durch seine Wasserkraft das hölzerne Mühlrad an der Südseite des Hauses antrieb. Noch heute kann man die Aufnahme der Radachse in der durch Obernkirchner Sandsteingemauerten Wand erkennen.

Die Wassermühle selbst war wohl bis 1929 noch in ständigem Betrieb.

Dieser Mühlteich, der leider hochgradig verschlammt war durch den hindurch fließenden  Mühlbach, diente schon immer der umliegenden Bevölkerung als Badeteich.

Schließlich bemühte sich der Holser Lehrer Heinrich Gottschalk um die Einführung und Förderung des Schwimmsports im ländlichen Bereich. Er ging mit dem damaligen Hof und Mühleneigentümer Nieder-Brinkhoff eine vertragliche Regelung zur Anlegung eines Freibades ein.

Der Mühlteich wurde durch einen Betonausbau befestigt, der eine räumliche Wasserfläche von 600m umfasste und etwa 1200 Kubikliter Wasser beinhaltete.

Die Einweihung erfolgte am 01. Juni 1930. Eine Tageskarte kostete 20 Pfennig, Kinder hatten die Hälfte zu zahlen. Einer Konzession zum Ausschank alkoholfreier Getränke kann man entnehmen, das täglich etwa 100 Personen und während der Saison ca. 6000 Badegäste das Schwimmbad besuchten.

Das Freibad wurde anfänglich durch das Wasser des vorbeiplätschernden Mühlbaches gespeist, später durch eine Quelle, die unmittelbar an das Becken angrenzt. Diese hat (te) allerdings nur eine Temperatur von ca. 8 Grad Celsius, so dass sich das Badevergnügen recht kurz gestaltete.

Noch heute wird das Bad aus dieser Quelle gespeist, die ca. 200l/m reines Quellwasser in das Becken leitet. Es gibt einen Schwimmer (2.80 m tief) und einen Nichtschwimmerbereich(90-1.50m tief).Die Bereiche wurden durch eine Holzlatte gekennzeichnet.

Auflage für den Badebetrieb war die Bereitstellung eines Aufsichtsführenden Bademeisters, der durch Vermittlung des Amtsbürgermeisters aus dem Pionierbataillon Minden kam. Der Turnverein um Lehrer Gottschalk musste ihm nur Unterkunft und Verpflegung stellen, der Sold wurde weiter vom Heer bezahlt.

Zwei Jahre nach der Eröffnung, am 07.08.1932, fand das Bezirksschwimmfest im Holser Freibad statt.

Leider hatte sich Lehrer Gottschalk mit dem Badebetrieb und der Instandhaltung des Beckens hoffnungslos überschuldet, so dass der Lehrer im Frühjahr 1934 Konkurs anmelden musste.

Der Eigentümer Niederbrinkhoff führte den Badebetrieb zunächst weiter und suchte vergeblich nach einem neuen Träger.1936 verpflichtete der Amtsdirektor auf Druck der Nationalsozialisten alle Gemeinden des Amtes zur Übernahme der Kosten.

Das Bad wurde an den Bäcker Wilhelm Neuhaus verpachtet, der sich verpflichtete eine tägliche Badezeit von 14.00 Uhr bis zum Anbruch der Dunkelheit zu gewährleisten.

Es stellte sich jedoch wenig später heraus, das aus finanziellen Gründen der geforderte Bademeister nicht eingestellt werden konnte, so wurden Hinweisschilder zum „Baden auf eigene Gefahr „ aufgestellt….

Die entstandenen Badeeinrichtungen wie Umkleideräume, Toiletten und Sprungtürme wurden genauso wie Teile des Beckens während der Kriegsjahre zerstört.

1948 bezeichnete ein Bürger in einem Leserbrief das Holser Schwimmbad als einen „sinnwidrigen und unschönen Landschaftsfleck“.

Im gleichen Jahr fanden sich auch Turn- und Sportvereine zusammen und beriefen sich auf den Pachtvertrag mit der Gemeinde von 1936, der den Eigentümer verpflichtete, das Bad bis 1959 zu erhalten. Sie stellten einen Renovierungsantrag. Die Bürgermeister der beteiligten Gemeinden vertraten jedoch die Meinung, dass angesichts der schwierigen Nachkriegsjahre die Erfüllung des Vertrages nicht mehr gefordert werden könne. Die interessierten Sport- und Turnvereine sollen die Instandsetzungsarbeiten selber durchführen und das Bad auch selber betreiben.

Die Vereine wollten den Vorschlag in die Tat umsetzen, scheiterten jedoch.

Der Mühlteich, also die Badeanstalt, diente später dem Hofeigentümer Karl Niederbrinkhoff als Forellenteich, das Haus selber als Heuerlingshaus  das mehr oder weniger durch Mensch und Tier im Erdgeschoss bewohnbar  war. Fließend Wasser gab es nicht, der Brunnen war auf der anderen Straßenseite, am Kirchweg von Tengern nach Schnathorst.

Onkel Karl liebte es, an der Mühle herumzubasteln und vertrieb sich hier gerne die Zeit.

Mein Schwiegervater Dieter Böhne hat diese kleine Liebe übernommen und kümmert sich mit derselben Hingabe um den Teich und seine Bewohner.

1995  schließlich entschloss sich Familie Böhne Nägel mit Köpfen zu machen das ganze Fachwerkgebäude von Grund auf zu renovieren und inklusive Dachboden nach modernen Maßstäben bewohnbar zu machen.

Es wurde ein paar Jahre lang vermietet, bis wir im Januar 2002 neue Eigentümer wurden und so unsere Brinkhofmühle weiterhin in Familienbesitz bleiben konnte.

Die Forellen schmecken hier besonders gut, berichten unsere Gäste und wenn man Glück hat, kann man in den frühen Morgenstunden den Eisvogel bei der Jagd beobachten.

Das Schwimmen bleibt immer noch den Hartgesottenen überlassen, denn die Wassertemperatur hat sich seit den zwanziger Jahren nicht wesentlich verändert….aber es gibt einige, die von sich behaupten können, im Holser Freibad baden gegangen zu sein… ich gehöre auch dazu!

Text: Susanne Böhne

32609 Hüllhorst , NW
Deutschland
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